Freitag, 27. Januar 2017

Von Vampiren, fleißigen Polizisten und Nagellack...

Ach ja, ich will euch noch von dem heutigen SEK-Einsatz erzählen.
Die Polizei konnte nicht, denn die haben ja heute gar kein Auto da. Fleißiger Polizist, lief doch glatt zu Fuß zum Einsatz.
Uschi und ich haben es glatt zu Fuß über den Markt zur Polizei geschafft. Den Hausbesuch jedoch legten wir mit dem Auto zurück. Verstärkung gab es von Harald. Laaaangweilig!
Wir kamen an. Harald sicherte den Hinterhof ab, als der Vampir bereitwillig die Tür öffnete und die Brötchen frisch für uns angerichtet waren. Plötzlich wurde uns ganz warm, als wir gutaussehende Verstärkung bekamen. Harald war enttäuscht. Nichts für ihn dabei. Auch der Vampir passt nicht in seinem Beuteschema.
We are watching you! Hast du nicht mit gerechnet, oder? Bei -7 Grad lebt es sich drei Tage lang nachts draußen am besten, jaja!
Belohnung des Tages: Toffifee, lustige Gespräche mit der Erkenntnis "Liebe geht nicht nur über die Hose" und Nagellack für alle! Sogar Harald trägt jetzt rosa pearl and shine. Opas Liebling dagegen nur hässliches grau.

Ich habe eine innige Beziehung zu Nagellack aufgebaut.
Nagellack? Nee, so was brauche ich nicht. So meine Worte, sogar bis ein paar Tage nach der OP. Mittlerweile wächst meine Sammlung fast täglich. Ich könnte stundenlang vor dem Nagellackregal verbringen. Das Gutscheineinlösen bei einer Parfümerie am Samstag war für meine Begleitung eines Geduldsprobe. Ein einfaches Entscheiden gibt es nicht. Stellt euch vor, ihr habt unter 26 Nagellacke für den einen besonderen Abend nicht den richtigen Zuhause. Drama!

Mit jedem kg weniger genieße ich es immer mehr, meinem Körper gutes zu tun. Viel häufigere Friseurbesuche, schmerzhaftes Augenbrauen und Kotletten zupfen, ausgedehntere Auswahl an Pflegeprodukten im Spiegelschrank, unbedingtes Styling vor dem Weg gehen, das Ausprobieren mit Kleidung und minutenlanges Kleiderschrankdurchwühlen.... und eben das Nägel lackieren....




Manchmal ist das schönste an meinem Job, dass sich der Stuhl dreht!

Diese Woche war es endlich so weit. Auf der Arbeit ist jemand rausgekommen, um sich meinen Schreibtischstuhl anzuschauen.

Seit etwa vier Jahren besetze ich den gleichen Schreibtischstuhl, obwohl dieser durchgesessen und kaum noch benutzbar ist. Ein genauer Blick ergab, dass er aus dem Jahre 1992 stammt. Die meisten anderen KollegInnen haben schon längst einen neuen bekommen.
Ich hätte auch einen neuen Stuhl bekommen können. Um einen für mein Ausgangsgewicht geeigneten zu bekommen, hätte ich ein ärztliches Attest mit meiner genauen Gewichtsangabe vorbringen müssen. Aber nix da! Nicht einmal ich wusste mein eigenes Gewicht aus Angst vor der Realität und weil ich mich geschämt habe. Da werde ich dies doch erst recht nicht meinem Arbeitgeber vorlegen!

So kam es dann dazu, dass ich mich für den guten alten stabilen, aber unzumutbaren Schreibtischstuhl aus Metall entschieden habe. Ein möglicher neuer Stuhl mit Plastikbeinen fiel in meinem Kopf schon beim Anblick unter mir zusammen.
Lediglich um Reparatur habe ich vor zwei Jahren gebeten. Nichts passierte bis heute!
Mit fortschreitender Abnahme und Annäherung an den UHU dann endlich die Bitte an unsere gute Seele des Hauses: Ich möchte einen neuen Stuhl. Sooooofort!

Der Schreiner schaute sich den Stuhl gestern an und beschloss, dass dieser nicht mehr zumutbar sei und er einen neuen bestelle. Er musterte mich und sagte: "Ehm, also Entschuldigung, dass ich Sie jetzt frage, aber wie viel wiegen Sie denn? Das ist mir jetzt wirklich unangenehm, aber ich muss das fragen."
Ich antwortete stolz: "Jaja, ich weiß. Aber seien Sie sich sicher, bis ich einen neuen Stuhl in zwei bis acht Monaten bekomme (hier dauert alles immer seine Zeit), bin ich U100 und kann endlich einen normalen Stuhl besetzen."

Ich bin gespannt, wann ich nach vier Jahren endlich wieder bequem sitzen darf/kann.
Dann wird es Zeit, dass ich mir für Zuhause auch endlich einen echten Schreibtischstuhl kaufe, ohne XXXXXXXXL Sondermodelle für das dreifache Geld zu kaufen.

Wo wir beim Thema Sitzen sind: Ich weiß nicht, wann ich es zuletzt geschafft habe, meine Füße dabei bequem übereinander zu schlagen. Aber es klappt. Es ist bequem! Es ist sooooo bequem!

Heute Abend wartet das lang ersehnte AnnenMayKantereit Konzert auf mich. Schon jetzt bin ich entspannt bei dem Gedanken, früher als sonst hinzufahren und länger stehen zu müssen. Das macht nämlich meinen Füßen gar nichts mehr!

Nun startet alle schön in das Wochenende und lasst es euch gut gehen! Ich nutze es als Vorbereitung auf meinen Kurzurlaub nächste Woche, woraus ich euch ganz bestimmt über die ein oder andere kleine positive Veränderung berichten werde.

Samstag, 21. Januar 2017

44

Ich kann einfach nicht bis Zuhause warten, um euch hier zu schreiben.
Schöne Grüße aus dem Centro in Oberhausen! 
Ich finde keine Worte. Es ist so unfassbar geil. Ich habe ein neues grünes Oberteil. Es ist nicht Größe 50. Auch nicht 48. Wer braucht schon 46? Unfassbare 44!!!!!!!!!!!!!!!! Hallo? Größe 44!! Ich musste nicht in der XL Abteilung kaufen. Nein, ich habe es einfach von der Stange. Von der Sale-Stange!!
Hab ich euch schon gesagt, dass mein neues Oberteil Größe 44 hat? Leute, es hat Größe 44! Uuuund, es ist nicht schwarz.
Ich könnte weinen vor Glück. Einfach übertrieben weinen. Mein Inneres rastet aus. 
Ich werde es heute Abend vielleicht tragen, wenn wir zum Spanier essen gehen. Ich werde auf mich anstoßen!

Ich buchstabiere: S H O P P E N!

Bevor ich operiert wurde, hatte ich den Vorsatz, mir so schnell keine neue Kleidung zu kaufen. Ich wollte immer warten, bis jedes einzelne Kleidungsstück mir so gar nicht mehr passt.

Schade sehr, hat leider nicht funktioniert. 
Ich habe jetzt Größe 48/50 erreicht. Das sind 6 bis 7 Kleidergrößen kleiner. 
Sicher könnte ich ganz entspannt warten und jedes Kleidungsstück bis auf dem letzten cm ausnutzen. Allerdings will man das neugewonnene Körpergefühl auch genießen. Sich in neuer Kleidung spüren. Experimentieren. Etwas an sich ausprobieren, was bisher nicht möglich war bzw. was niemals im Kleiderschrank gelandet wäre. Schöne Unterwäsche tragen, nicht mehr nur praktisch, hauptsache es sitzt. Oberteile, die Kontur erblicken lassen und nicht bloß zur Abdeckung unschöner Masse dienen. Auch mal ein farbiges Kleidungsstück. Nicht grau in schwarz, oder vielleicht doch schwarz in schwarz.

Ganz davon abgesehen habe ich in der Vergangenheit meinen Kleiderschrank gar nicht benutzt, sondern nur aus dem Wäschekorb gelebt, was ziemlich überschaubar war.

Ich habe von Anfang an meinen Vorsatz gebrochen. Keine Größe habe ich seit der Abnahme ausgelassen. Es fühlt sich gut an, zu shoppen und zu merken, dass man wieder eine Größe hinter sich gelassen hat. Kisten zu packen, mit alter Kleidung und sich vorzunehmen, da nie wieder rein zu passen. Nicht mehr pink mit Blümchen bestickte Kleidung bei Ulla Popken bestellen müssen, wo man für ein einfaches unspektakuläres Oberteil ein halbes Vermögen ausgibt.

Im Juni 2013 habe ich mich bei einer Aktion als Cindy aus Marzahn verkleidet. So mit allem drum und dran. Ich fand mich damals schon sehr überzeugend in meiner Verkleidung. Gestern beim Kisten auspacken habe ich das Kostüm und die Perücke wieder gefunden. Anprobieren war angesagt! Meine pinke Jogginghose und das pinke Oberteil glichen einem pinken Sack. Gewand wäre auch ein Ausdruck. Die Perücke saß auch ganz anders. Wahnsinn, wie sich so eine körperliche Veränderung auch auf den Kopf und das Gesicht auswirkt. 
Ich bin fast ausgerastet vor Freude und habe mich gefühlte 100x wiederholt. Ich habe die Cindy hinter mich gelassen, obwohl ich doch damals so stolz war, mich endlich mal im Rahmen von Freizeitaktionen ähnlich eines Stars verkleiden zu können, wo wir das doch jedes Jahr gemacht haben und ich immer eher unscheinbare praktische Kostüme gewählt habe.

Ich weiß, dass es modisch erst der Anfang ist und hoffentlich noch 5 Kleidergrößen weniger auf mich warten, aber schon jetzt ist es ein Genuss. Bisher habe ich meinen Stil auch noch nicht gefunden.

Morgen werde ich shoppen gehen. Es ist das allererste Mal seit Jahren (vielleicht seitdem ich lebe), dass ich mich mit Freude gezielt zum Shoppen verabrede. Selbst, wenn ich ohne ein Kleidungsstück nach Hause komme, was sehr wahrscheinlich ist, weil ich gerade nichts brauche (!) und mein Geldbeutel schonen muss, ist es wieder etwas an neugewonnener Lebensqualität. 
S H O P P E N! Bisher gab es das in meinem Wortschatz nicht. Zumindest nicht positiv besetzt. Bisher wäre meine Bedeutung für Shopping eher Quälerei gewesen.

Meine Lieblingsband singt: "Eines wird nie passier'n: Ich werde niemals mit dir shoppen gehn...." 
Während viele Lieder von denen für mich eine neue Bedeutung bekommen haben, wird mir dieses Lieder immer fremder, wo es mir bisher quasi aus der Seele gesprochen hat.
Vielleicht muss ich doch bald Madsens Zeilen nutzen: "Immer wieder sage ich: „Das wird das letzte Mal sein“."




Donnerstag, 19. Januar 2017

Ich habe die Haare schön!

Ja genau, es sind ganz bestimmt die Haare, die sich in den letzten Wochen am meisten verändert haben!

Ich hatte letzte Woche einen beruflichen Termin mit mehreren Beteiligten. Das letzte Gespräch in dieser Runde war im Juni 2016.
Ich spazierte völlig selbstverständlich in den Klassenraum. Alle drehten sich um und schauten mich ganz irritiert an. Man merkte es in ihren Köpfen arbeiten und man konnte dabei zu gucken, wie ihnen dann einfiel, wer ich bin.
Eine Lehrerin kam auf mich zu und sagte: "Hören Sie Mal, haben Sie eine neue Frisur?" Gab sich im gleichen Atemzug selbst die Antwort: "Ja, haben Sie! Sieht gut aus."
Mein erster Gedanke war: "Ehm, neee. Mehr Ansatz geht doch wohl gar nicht. Friseur ist auch schon wieder 5 Wochen her. Aber ach ja, da war ja was!"
Ich konterte: "Nein, beim Friseur war ich nicht." Die Lehrerin: "Wie? Sieht aber so aus." Die Situation wurde für die Lehrerin immer unangenehmer, weshalb ich dann erklärte, dass ich zwar keine neue Frisur, aber ein wenig abgenommen habe. Reaktion der Lehrerin: "Oh ja, stimmt. Haben Sie Diät gehalten?" Ich so: "Ja, Kohlsuppendiät. Da verliert man schnell mal 53 kg."
Ich löste am Ende auf, dass ich mich habe operieren lassen. Mir ist es wichtig, dazu zu stehen und nicht die Menschen im Irrglauben zu lassen, dass man mal eben in dem kurzen Zeitraum bei einem so hohen Startgewicht so viel abnimmt.

Großartig dennoch dieses Gespräch. Ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke. Es war erkennbar, wie sich alle Beteiligten für die Fragen und Reaktionen der Lehrerin fremd geschämt haben. Ich fand es sehr amüsant.

Ich kenne die Reaktion im Übrigen schon. Obwohl es mein gesamtes Äußeres war, das immer dicker wurde, fragten die Menschen immer wieder, ob ich eine neue Frisur hätte. Es ist ja auch höflicher nach der Frisur, als nach einer Zunahme zu fragen. Nachvollziehbar. Letztlich steckt aber immer die gleiche Botschaft dahinter, die kränkt, egal, wie nett sie formuliert ist. Häufig dachte ich mir einfach: "Einfach Klappe halten!"

Im Rahmen der Abnahme nimmt man die Frage nach der Frisur natürlich nochmal ganz anders auf.
Wobei das wirklich Spannende dabei ist, dass die eigene Abnahme, auch wenn sich das Positive jeden Tag spüren lässt, sehr in den Hintergrund gerät. Das was man wirklich an Speck hinter sich gelassen hat, kann der Kopf nur schwer realisieren und befindet sich nicht täglich im Bewusstsein. Man denkt auch nicht den ganzen Tag daran. Man vergisst schnell, dass einen möglicherweise Menschen schon lange nicht mehr gesehen haben und deshalb natürlich irritiert sind. Die Selbstwahrnehmung ist sehr weit von der Fremdwahrnehmung entfernt.

Eins noch: Ich habe gestern Abend eines meiner Lieblingsmusicals "Der kleine Tag" gehört. In dem Lied "Du bist du - Ich bin ich" singt der kleine Tag im Duett mit einem anderen Tag folgende Zeilen:
Du bist du, wirst nie ein andrer sein.
Dies ist deine Zeit, dies ist dein Leben.
Was dir wichtig ist, entscheidest du allein.
Es kann dich, wie jeden Tag, nur einmal geben.

Lass dir nicht die Zeit vertreiben,
sie kehrt niemals mehr zurück,
deine Zeit muss deine bleiben,
jeden Augenblick.

Du bist du, wirst nie ein andrer sein.
Dies ist deine Zeit, dies ist dein Leben.
Dies ist deine Zeit, dies ist dein Leben.

Ich bin ich, werd nie ein andrer sein.
Dies ist meine Zeit, dies ist mein Leben.
Was mir wichtig ist, entscheide ich allein,
denn mir wird keine Stunde je zurückgegeben.

Ob die andern auf mich zeigen,
ob sie neidisch auf mich sind,
ich werd reden oder schweigen,
wie ich es richtig find.

Ich bin ich, werd nie ein andrer sein.
Dies ist meine Zeit,
dies ist meine Zeit,
dies ist meine Zeit.
Dies ist mein Leben.

Ich mochte dieses Lied schon immer sehr. Eine Botschaft auf den Punkt gebracht eingebunden in eine wirklich schöne Geschichte. Ich habe das Lied gestern nochmal viel bewusster als sonst wahr genommen.
 

Mach es gut liebe Wegbegleiterin!

Liebe Bluse,
ich werde dich vermissen. Ich habe sehr lang darauf gewartet, dich wieder tragen zu können. Du bist nicht besonders, auch nicht besonders schön, aber du hast mir lange Zeit nicht mehr gepasst. Das machte mich sehr traurig.
Ich habe dich damals für die Hochzeit von Bekannten kurzfristig erstanden. Es war außergewöhnlich, da du mehr weiß als schwarz bist. Du warst quasi ein Außenseiter in meinem Kleiderschrank. Ein paar Mal danach hatte ich dich noch an. Auf dem Casinoabend in Italien oder in Dänemark am Strand. Dann wurdest du immer kleiner. Okay, um ehrlich zu sein, wurde mein Körper immer größer, nicht du immer kleiner. Manchmal habe ich dich gar nicht mehr angesehen, weil mir das vor Augen führte, wie viel ich zugenommen habe.
Du hingst neben meinen Band-Tshirts, die endlich wieder passen (fast schon wieder zu groß sind) und so kam es dazu, dass ich dich vor Weihnachten anprobierte. Es spannte insbesondere im Sitzen am Oberbauch, weshalb ich dich wieder zurück hing. Du solltest dort noch ein bisschen auf deinen Tag warten.
Heute morgen fasste ich dich ins Auge. Ich dachte mir, dass du dich zu meiner neuen schwarzen Strickjacke und meinen Chucks, die mir wieder passen (geil!), ganz hübsch machst.
Nun bist du nicht mehr meine Bluse, du bist nun ein viel zu groß gewordenes Stück Stoff. Und trotzdem habe ich dich heute an. Ein aller letztes Mal. Ich habe dich an meinen Körper fest gebunden, damit du mir noch einen letzten Tag die Ehre erweisen kannst. Dein Ausschnitt ist so groß, dass ich dich alle paar Sekunden zurecht zuppeln muss. Ein klitzekleiner Mensch würde sicher noch mit rein passen. Aber das ist mir egal. Wir verbringen heute noch einen schönen Tag zusammen, bis du dich heute Abend in die Kiste zu den anderen viel zu groß gewordenen Stücken gesellen und eine ungewisse Reise beginnen wirst.
Bluse, ich danke dir für die Erinnerung!
Aber lieber Schlauchmagen, sooooo großen Dank, dass du mir viel zu große Kleidung bescherst. Genau das sind die Momente, die die Momente des Zweifelns einholen und verblassen lassen. 
In großer Vorfreude auf die Shoppingtouren,
XXX

Dienstag, 17. Januar 2017

Mein ganz eigenes Drehbuch

Wenn ich an meine Kinobesuche in den letzten Jahren zurück denke, war schon die Buchung immer mit Kopfzerbrechen verbunden. Kein Kinobesuch ohne Platzreservierung! Ganz wichtig: Es musste ein Platz am Gang sein. So war zumindest garantiert, dass man auf einer Seite niemanden neben sich hatte. Das letzte Jahr ungefähr vor der OP musste es dann sogar ein VIP-Sitz (extra breiter) oder aber ein Partnersitz sein, damit man zumindest durch die nichtvorhandene Lehne Platz für den dicken Hintern übrig hatte. Je nachdem in welches Kino es gehen sollte, waren die Bauchschmerzen vorher groß. Was ist, wenn der Sitz einen nicht aushält? Was ist, wenn man aus dem Sitz nicht wieder raus kommt, weil man feststeckt? Im Kino im Centro Oberhausen waren die Sitze immer besonders eng. Manchmal taten mir die Oberschenkel noch zwei bis drei Tage später weh, weil die Getränkehalter sich zwei Stunden lang in die Oberschenkel bohrten. Oder noch peinlicher die Erfahrung im Cinneworld Recklinghausen: In der Eingangshalle befanden sich alte Kinosessel. Tja, bis sie unter meinem Gewicht zu Bruch gingen. Ich habe mich wahnsinnig geschämt. 

Theater oder Musicalbesuche gehörten ebenfalls in die Kategorie "Nichts für Fette". Bloß die Arme möglichst ineinander verschränken, damit man den Nebenmann oder die Nebenfrau nicht den Platz nimmt. Immer wieder der Gedanke: "Nicht zusammen brechen."

Sowohl Kino, als auch Theater und Musicalbesuche habe ich mir nie nehmen lassen. Allerdings waren sie emotional für mich schon Tage davor immer anstrengend.

In der letzten Woche war ich gleich zwei Mal im Kino. Vorher gingen die Gedanken los: "Was ist mit reservieren?", "Wie, nicht am Rand sitzen?" "Hoffentlich sind die Sitze groß genug!"
Aber verdammt, das alles spielt keine Rolle mehr! Na gut, ich kann immer noch nicht lustig auf meinem Stuhl rum rutschen; es gibt auch keinen Platz im Überfluss. Aber im Casablanca haben wir weder vorher reserviert, noch einen Platz am Rand gehabt. Ich konnte sogar die Beine übereinander schlagen und es blieb noch Platz. Ich habe meine Sitznachbarn nicht belästigt. Im UCI in Bochum mussten es auch nicht die VIP-Sitze sein, kein Randplatz und völlige Entspanntheit. 
Im Theater Marl am Samstag ebenfalls Genuss pur. Ich hatte ausreichend Platz und circa alle fünf Minuten einen kurzen Gedanken daran, wir sehr ich diese körperliche Freiheit genieße. Ja, das Theaterstück war richtig gut, aber Platz für diesen schönen Gedanken musste sein.
Es sind Gedanken, die vielleicht nicht jeder nachvollziehen kann, mir aber sehr viel bedeuten.

Seit der OP habe ich oft Steißbeinschmerzen, wenn ich (länger) sitze. Das macht mich zumindest zum Zappelphilipp im Kino und Theater. Das ist schon wirklich nervig für mich und die Menschen um mich herum. Aber hallo?? Dafür passe ich wieder ganz gemütlich in den Sitz! 
Kinos und Theater der Welt? Ich komme so oft ich kann! 

Übrigens wurde Hannelore gestern ebenfalls operiert. Es ist keine OP, die im Zusammenhang mit Übergewicht steht. Ich bin mir aber sicher, dass es eine OP ist, die Veränderungen mit sich bringen wird. Ich wünsche dir meine Liebe, dass du stets glücklich mit diesem Schritt bist und sich alles zum Besten entwickelt. Immerhin warten auf dich erstrebenswerte Dinge, die du natürlich schon immer zu deinem Ziel gemacht hast, du weißt schon!