Donnerstag, 19. Januar 2017

Ich habe die Haare schön!

Ja genau, es sind ganz bestimmt die Haare, die sich in den letzten Wochen am meisten verändert haben!

Ich hatte letzte Woche einen beruflichen Termin mit mehreren Beteiligten. Das letzte Gespräch in dieser Runde war im Juni 2016.
Ich spazierte völlig selbstverständlich in den Klassenraum. Alle drehten sich um und schauten mich ganz irritiert an. Man merkte es in ihren Köpfen arbeiten und man konnte dabei zu gucken, wie ihnen dann einfiel, wer ich bin.
Eine Lehrerin kam auf mich zu und sagte: "Hören Sie Mal, haben Sie eine neue Frisur?" Gab sich im gleichen Atemzug selbst die Antwort: "Ja, haben Sie! Sieht gut aus."
Mein erster Gedanke war: "Ehm, neee. Mehr Ansatz geht doch wohl gar nicht. Friseur ist auch schon wieder 5 Wochen her. Aber ach ja, da war ja was!"
Ich konterte: "Nein, beim Friseur war ich nicht." Die Lehrerin: "Wie? Sieht aber so aus." Die Situation wurde für die Lehrerin immer unangenehmer, weshalb ich dann erklärte, dass ich zwar keine neue Frisur, aber ein wenig abgenommen habe. Reaktion der Lehrerin: "Oh ja, stimmt. Haben Sie Diät gehalten?" Ich so: "Ja, Kohlsuppendiät. Da verliert man schnell mal 53 kg."
Ich löste am Ende auf, dass ich mich habe operieren lassen. Mir ist es wichtig, dazu zu stehen und nicht die Menschen im Irrglauben zu lassen, dass man mal eben in dem kurzen Zeitraum bei einem so hohen Startgewicht so viel abnimmt.

Großartig dennoch dieses Gespräch. Ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke. Es war erkennbar, wie sich alle Beteiligten für die Fragen und Reaktionen der Lehrerin fremd geschämt haben. Ich fand es sehr amüsant.

Ich kenne die Reaktion im Übrigen schon. Obwohl es mein gesamtes Äußeres war, das immer dicker wurde, fragten die Menschen immer wieder, ob ich eine neue Frisur hätte. Es ist ja auch höflicher nach der Frisur, als nach einer Zunahme zu fragen. Nachvollziehbar. Letztlich steckt aber immer die gleiche Botschaft dahinter, die kränkt, egal, wie nett sie formuliert ist. Häufig dachte ich mir einfach: "Einfach Klappe halten!"

Im Rahmen der Abnahme nimmt man die Frage nach der Frisur natürlich nochmal ganz anders auf.
Wobei das wirklich Spannende dabei ist, dass die eigene Abnahme, auch wenn sich das Positive jeden Tag spüren lässt, sehr in den Hintergrund gerät. Das was man wirklich an Speck hinter sich gelassen hat, kann der Kopf nur schwer realisieren und befindet sich nicht täglich im Bewusstsein. Man denkt auch nicht den ganzen Tag daran. Man vergisst schnell, dass einen möglicherweise Menschen schon lange nicht mehr gesehen haben und deshalb natürlich irritiert sind. Die Selbstwahrnehmung ist sehr weit von der Fremdwahrnehmung entfernt.

Eins noch: Ich habe gestern Abend eines meiner Lieblingsmusicals "Der kleine Tag" gehört. In dem Lied "Du bist du - Ich bin ich" singt der kleine Tag im Duett mit einem anderen Tag folgende Zeilen:
Du bist du, wirst nie ein andrer sein.
Dies ist deine Zeit, dies ist dein Leben.
Was dir wichtig ist, entscheidest du allein.
Es kann dich, wie jeden Tag, nur einmal geben.

Lass dir nicht die Zeit vertreiben,
sie kehrt niemals mehr zurück,
deine Zeit muss deine bleiben,
jeden Augenblick.

Du bist du, wirst nie ein andrer sein.
Dies ist deine Zeit, dies ist dein Leben.
Dies ist deine Zeit, dies ist dein Leben.

Ich bin ich, werd nie ein andrer sein.
Dies ist meine Zeit, dies ist mein Leben.
Was mir wichtig ist, entscheide ich allein,
denn mir wird keine Stunde je zurückgegeben.

Ob die andern auf mich zeigen,
ob sie neidisch auf mich sind,
ich werd reden oder schweigen,
wie ich es richtig find.

Ich bin ich, werd nie ein andrer sein.
Dies ist meine Zeit,
dies ist meine Zeit,
dies ist meine Zeit.
Dies ist mein Leben.

Ich mochte dieses Lied schon immer sehr. Eine Botschaft auf den Punkt gebracht eingebunden in eine wirklich schöne Geschichte. Ich habe das Lied gestern nochmal viel bewusster als sonst wahr genommen.
 

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